Warum arbeitest du Teilzeit, Sarah?

Mein Studium der Neueren Deutschen Literatur und Europäischen Ethnologie war sehr entspannt, ein Vollzeitjob war das eher nicht. Ich erschien an zwei oder drei Tagen an der Uni und versuchte mir ansonsten das Studierenden-Leben leicht zu machen. Es gab ja auch noch so viele Poetry-Slams, Lesebühnen und Live-Konzerte zu besuchen – auch eine Form der Weiterbildung irgendwie. Da ich direkt nach dem Studium die ersten Honoraraufträge bekam, war meine Laufbahn als Selbstständige schnell entschieden. Selbstständig konnte ich die Zeit nach Bedarf einteilen und so arbeitete ich schätzungsweise immer zwischen 75 und 100%.

Nach der Geburt meiner ersten Tochter fing ich bald wieder mit einem Tag in der Woche an zu arbeiten und erhöhte sukzessive auf 50%. Die Jobs und Tätigkeiten wechselten zwischendurch. Aktuell arbeite ich als freie Journalistin und Projektmanagerin zwischen 60 und 75 % in der Woche. Je nach Auslastung und wie die Pandemie es gerade zulässt. Doch warum Teilzeit? Auch wenn Frauen gerne vor der Teilzeit-Falle gewarnt werden, weil damit Karriere-Aus und Altersarmut droht: Ich arbeite gerne Teilzeit. Die vier freien Nachmittage mit meinen Kindern genieße ich sehr (den fünften Nachmittag werden sie vom Papa betreut). Auch mein Rücken freut sich darüber, dass ich nicht mehr 8 Stunden täglich am Schreibtisch sitze.
Natürlich wäre es mal wieder schön, den ganzen Tag durcharbeiten zu können und nicht immer zu einer bestimmten Uhrzeit den Computer zuklappen zu müssen. Und gerne würde ich mal wieder beruflich reisen. Aber gerade bin ich mit meinen abwechslungsreichen Tagen sehr zufrieden. Vormittags spannende Recherchen und Texte, soziale Projekte. Nachmittags als Polizistin Pippi Langstrumpf jagen, Experimente durchführen, Gesichter schminken oder Kekse backen. Welcher Vollzeitjob könnte mir das schon bieten?  Und für alle Besorgten: An meiner Altersvorsorge arbeite ich gerade. 🙂

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