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Wie sind die Arbeitsbedingungen für DaZ-Lehrkräfte?

Nach meinem Germanistik-Studium habe ich eine Zeit lang freiberuflich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichtet. Überall wurden dringend Menschen gesucht, die Deutsch für Zugewanderte unterrichteten. Man könnte meinen, diese Nachfrage hätte sich auf den Stundenlohn niedergeschlagen – bezahlt wurde aber sehr dürftig.

Es gab 18€ pro 45 Minuten Unterricht. Da ich frisch vom Studium kam, war das jedoch erst einmal ok für mich. Bei meiner DaZ-Weiterbildung traf ich eine Frau, die sogar für 13€/Unterrichtsstunde bei einem anderen Träger unterrichtete. Als ich sie fragte, wie sie das machte, zuckte sie nur resigniert mit den Schultern und meinte, sie würde eben wenig schlafen.

Der Ausschnitt meines Honorarvertrags zeigt deutlich, wie die Arbeitsbedingungen für freiberufliche DaZ-Lehrkräfte damals waren: Weiterbildung auf eigene Kosten, kein Anrecht auf Urlaub oder Honorar im Krankheitsfall und Geld gibt es nur, wenn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auch zahlt.

Gut, dass das heute zumindest bei BAMF-Kursen anders ist. Hier wurde vor ein paar Jahren der Mindest-Stundenlohn auf 35€/Stunde festgelegt – was wirklich ein großer Fortschritt ist! Andere Deutschkurse, zum Beispiel an der Volkshochschule, werden jedoch oft deutlich schlechter bezahlt. Und auch bei einem Stundensatz von 35€ bleibt für freiberuflich Tätige nicht viel übrig, denn davon müssen zunächst Rente, Krankenversicherung, Urlaub, potentielle Krankheitstage, Anschaffungen und Weiterbildungen abgerechnet werden. Ach ja – und die komplette Vor- und Nachbereitung der Unterrichtsstunden, denn die wird auch nicht mitbezahlt.

Wie genau die Arbeitsbedingungen für DaF/DaZ-Lehrkräfte aussehen und warum es angestellte Lehrkräfte nicht unbedingt besser haben als freiberufliche, hat mir Dr. Claudia Liehr-Molwitz im Interview bei WILA-Arbeitsmarkt erzählt. Hier könnt ihr das Interview lesen. Dabei erfahrt ihr auch, was die Arbeitsbedingungen mit der strukturellen Diskriminierung von Frauen zu tun haben. 

Trotzdem hat mir das Unterrichten damals viel Spaß gemacht. Ich hatte eine sehr nette Kollegin und die türkischen Mütter, die ich unterrichtete, waren sehr freundlich und offen. Die Deutsch-Vermittlung war leider nur mittel erfolgreich – nicht nur, weil manche der Frauen kaum Schulerfahrung hatten. Sondern auch, weil ich von meinem Naturell her wenig Geduld für Langsam-Lernende aufbringen kann. Ich wurde fast verrückt, als ich in der vierten Woche in Folge versuchte, den Akkusativ zu erklären und alle Damen mich so anguckten, als hätten sie in ihrem Leben noch nie etwas davon gehört :-). Es war der erste und auch der letzte DaZ-Kurs, den ich unterrichtet habe. Umso wichtiger, dass diejenigen, die diesen Job richtig gut machen und lieben, vernünftig bezahlt werden!

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