• Arbeit,  Empfehlung

    Von Generalisten und Scannern (2)

    Unterschiedlichste Interessen zu haben, klingt erstmal super. Es ist aber manchmal gar nicht so einfach, das im Alltag umzusetzen. Wie lassen sich die unterschiedlichen Themen unter einen Hut bringen und kommunizieren? Hier einige Tipps für die Generalist*innen und Scannermenschen unter euch.

    Das passende Modell finden
    Wer beruflich und privat vielseitig interessiert ist, braucht das passende Lebensmodell für sich. Einige Möglichkeiten liste ich für euch auf. Inspiriert wurde ich dazu von dem Buch „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“, in dem die Autorin Barbara Sher noch viele weitere Modelle beschreibt.

    • In zwei Teilzeitjobs arbeiten
    • Sich nur auf befristete Stellen bewerben
    • Jobs mit Projektarbeit (Ein Projekt definiert sich vor allem dadurch, dass es irgendwann abgeschlossen ist 😊)
    • Einer sehr abwechslungsreiche Arbeit nachgehen, die unterschiedliche Tätigkeiten erlaubt (wie bspw. im Marketing oder Eventmanagement) oder es möglich macht, sich mit vielen unterschiedlichen Themen zu beschäftigen (zum Beispiel in der Beratung, im Journalismus, in der Wissenschaft)
    • Alle zehn Jahre den Beruf/die Branche wechseln
    • Einem beständigen „Brotjob“ nachgehen und in der Freizeit oder beim ehrenamtlichen Engagement seine anderen Interessen ausleben
    • Ortsunabhängig arbeiten und viel reisen
    • sich selbstständig machen und mehrere Standbeine aufbauen

    Nach Arbeitgebern suchen, statt nach Stellen
    Bernd Slaghuis rät Generalist*innen in seinem Xing-Artikel dazu, nicht nur nach geeigneteten Jobs zu schauen, sondern vor allem passenden Unternehmen zu suchen, mit deren Werten man sich identifizieren kann und die viel Gestaltungsraum bieten.

    Vereinfachen
    Es kann hilfreich sein, einen Teil der eigenen Interessen und Tätigkeiten in der Bewerbung wegzulassen, wenn sie nicht relevant für die Stelle sind. Auch im Smalltalk können einfache und leicht verständliche Antworten helfen, wie: “Ich arbeite in einem Verlag/in der Energiebranche“. Erst wenn nachgefragt wird, könnt ihr euren Job als Feelgoodmanager oder Innovationsberaterin ausführlicher erklären. Dass ihr privat Harfe spielen lernt, neuerdings klettern geht und im großen Stil Gemüse anbaut, müsst ihr ja nicht verraten.

    Den passenden Begriff finden
    Menschen wollen sich gerne schnell ein Bild von jemandem machen können. Wer es anstrengend findet, seine Arbeit im Gespräch erst drei Minuten lang erklären zu müssen, sollte nach einem Begriff suchen, der abstrakt genug ist, um die verschiedenen Aspekte miteinander zu verbinden und gleichzeitig verständlich wirkt. Wie wäre es mit Nachhaltigkeitsexpert*in, Organisationsallrounder oder Strategieberater*in?

     

    Beitragsfoto: Unsplash

  • Arbeit,  Empfehlung

    Von Generalisten und Scannern (1)

    Du interessierst dich für (zu) viele Themen? Sobald du dir einen Fachbereich erschlossen, ein Projekt initiiert oder ein Problem gelöst hast, langweilst du dich? Dann bist du vielleicht eine Generalistin, ein Generalist oder noch viel schlimmer: Ein Scanner.

    Generalist*innen sind Menschen, die breit gefächerte Interessen und Talente haben und vielfältige Aufgaben in unterschiedlichen Bereichen übernehmen können. Sie arbeiten sich schnell in Themen ein, können gut strategisch denken und blicken neugierig über den Tellerrand hinaus. Trotzdem klingt das Wort Generalismus in den Ohren mancher Menschen vor allem nach: „Kann alles ein bisschen, aber nichts richtig“. Das stimmt aber nicht.

    Um euch aufzumuntern, liste ich hier ein paar Artikel zum Thema auf, die mich in letzter Zeit inspiriert haben. In einem weiteren Blogbeitrag werde ich euch dann später noch ein paar Tipps und Tricks mit an die Hand geben.

    Stärken von Generalist*innen
    In seinem XING-Beitrag „Liebe Generalisten, es reicht“ schreibt Dr. Bernd Slaghuis über die wahren Stärken von Generalisten und warum wir uns manchmal selbst im Weg stehen. Er sagt unter anderem: „Alle typischen Generalisten plagt das dumpfe Gefühl, nicht genug zu wissen…“ Dabei seien es „andere Stärken, die Menschen als Generalisten im Vergleich zu Spezialisten ausmachen. (…) Während der Spezialist oft über stark ausgeprägte Stärken einer Richtung, etwa als kreativer Erfinder oder kritischer Prüfer verfügt, vereinen Generalisten meist viele Stärken unterschiedlicher Stärkenrichtungen als Denker, Kommunikator, Koordinator und Steuerer – von allem etwas.“

    Die berufliche Klammer
    In seinem Artikel „Generalist*innen: Was du brauchst, ist keine Spezialisierung, sondern eine berufliche Identität“ beschreibt Sven Stegemann, dass er sich häufig unsicher fühlte, wenn er danach gefragt wurde, was er beruflich  macht:

    „Ich hatte oft das Gefühl, dass mir noch irgendetwas fehlte, und ich suchte es in verschiedensten Vertiefungen oder etablierten Fachrichtungen. …was mir vor allem fehlte war keine Spezialisierung. Es war eine berufliche Identität, eine berufliche Klammer, die meinem professionellen Wirken im Ganzen gerecht wurde und anderen Menschen verständlich kommunizierbar war.“

    >> Das zu lesen hat mir sehr geholfen. Denn wie erkläre ich nun jemandem, dass ich Erfahrungen aus Fundraising, Eventmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement mitbringe, zwei Vereine gegründet habe, aktuell aber vor allem als freie Journalistin zu den Themen Arbeit, Familie, Chancengleichheit, Nachhaltigkeit und Bildung arbeite? (an dieser Stelle Luft holen nicht vergessen) Und das ich das alles aber nur in Teilzeit mache, weil ich nachmittags Zeit mit meinen zwei wundertollen Kindern verbringe? Welcher Begriff würde das korrekt beschreiben und dabei noch verständlich sein? (Ideen gerne in die Kommentare :-))

    Scannertum
    In Diskussionen zum Thema Generalistentum wird immer mal wieder der Begriff des „Scanners“ genannt. Dieser stammt von der, inzwischen verstorbenen, Autorin Barbara Sher. In ihrem Buch „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“ beschreibt sie Scanner als Personen, die sich für viele Dinge interessieren und sich ungern auf ein Thema festlegen:

     „Für Scanner ist die Welt wie ein riesiger Süßigkeitenladen voller Verlockungen. Am liebsten würden sie mit beiden Händen zugreifen und sich die Taschen vollstopfen.“

    Sie unterteilt in unterschiedliche Scannerpersönlichkeiten. Zyklische Scanner zum Beispiel hätten unterschiedliche aber gleichbleibende Interessen und Hobbys, denen sie sich gerne parallel widmen möchten. Barbara Sher schlägt vor, sich deswegen Jobs zu suchen, in denen das möglich ist. Wer vom Reisen träumt, kann sich zum Beispiel eine ortsunabhängige Arbeit suchen und in unterschiedlichen Ländern arbeiten. Auch  projektbezogene Stellen, wie in der Filmproduktion oder IT-Branche, würden sich dafür eignen, genauso wie die Arbeit als Interimsmanager*in. Serienspezialisten wiederum sind thematisch nicht gebunden, sie interessieren sich grundsätzlich für neue Themen. Haben sie diese durchdrungen, besteht kein Interesse mehr daran. Ihnen rät sie, sich „Schirm-Berufe“ zu suchen. Wer zum Beispiel als Dozent*in, Referent*in, Autor*in oder Unternehmensberater*in arbeitet, darf und muss sich ständig mit neuen, sehr unterschiedlichen Themen beschäftigen.

    >> Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen und fand besonders spannend, wie viele unterschiedliche Scannertypen die Autorin auflistet. Es geht ihr nicht um starre Konzepte, sondern vor allem darum, was es für viele unterschiedliche Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten gibt und dass das total okay so ist.

    Neo-Generalismus
    Das Konzept des Neo-Generalisten beschreibt Menschen, die sich ständig zwischen den Spektren Spezialisierung und Generalismus hin- und herbewegen. Dazu könnt ihr euch einen interessanten Podcast von Jannicke Stöhr anhören, die das dazugehörige Buch „The Neo-Generalist – Where you go is who you are“ von Kenneth Mikkelsen und Richard Martin gelesen hat und von ihren eigenen Erfahrungen erzählt.

  • Empfehlung

    Urlaubslektüre

    Wir sind gerade im Urlaub. Als wir überlegten, wohin wir fahren, war es mir fast egal. Nur eine Bedingung hatte ich: Palmen. Die habe ich bekommen 🙂 So sind wir auf Gran Canaria gelandet und lassen es uns gut gehen, bei konstanten 25-27 Grad. Ein paar Bücher habe ich auch mit eingepackt, die ersten davon habe ich jetzt durchgelesen und stelle sie euch vor.

    Für Frauen mit Mut
    Ganz unten im Stapel seht ihr die Zeitschrift „Courage“, die ich schon im letzten Herbst gekauft hatte. Themen sind Geld, Karriere und „Lebenslust“. Ich schätze mal, das letzte Thema musste aus marketingtechnischen Gründen noch dazu. Damit die Frauen, die die Courage kaufen sollen, nicht denken, sie erwerben das Handelsblatt :-). Ich mag die Zeitschrift, denn sie behandelt wirtschaftliche Themen (> Portrait einer Gründerin eines Startups, das veganen Nagellack herstellt), redet über Geld (> Grüne Investments) und Berufliches (> Karriere in der Politik). Das alles aber …nun ja…irgendwie aus einer Frauensicht. Oder – um es allgemeiner zu formulieren – mit einer Perspektive, die das Private nicht außen vor lässt. Es werden nicht ausschließlich Zahlen und Fakten präsentiert, sondern es menschelt auch. Zum Beispiel behandelt die Ausgabe vom November 2020 das Thema Gründen als Paar oder befragt die inzwischen verstorbene Börsen-Legende Beate Sander, wie sie mit ihrem bald nahenden Tod umgeht.

    Für Biographie-Liebhabende
    In „Wir treffen uns in der Mitte der Welt“ schreibt Menerva Hammad über 18 ganz unterschiedliche Frauen. Jedes Kapitel erzählt die Geschichte einer anderen Frau, die teilweise sehr persönlich, oft auch sehr bewegend ist. Wie die von der Genitalverstümmlerin, die irgendwann Sexualberaterin wurde. Oder die von der Freundschaft einer Christin, einer Jüdin und einer Muslima. Oder die von der jungen Frau, die aus einer Zwangsehe entkommen konnte. Dass die Geschichten alle aus der Ich-Perspektive geschrieben sind, fand ich zunächst etwas irritierend (unter anderem, weil sie im ersten Kapitel auch von sich erzählt und dann aber die Geschichten anderer Frauen aus der Ich-Perspektive beschreibt), habe mich aber im Laufe des Buches dran gewöhnt. Das Buch ist keine leichte Kost, aber dafür sehr spannend, anrührend und klischeefrei.

    Für Reise- und Gedicht-Fans:

    Die diplomierte (!) Rezitatorin Anna Magdalena Bössen dokumentiert in „Deutschland. Ein Wandermärchen“ ihre Reise mit dem Fahrrad durch Deutschland. Mit dabei: Ein Koffer voller Gedichte und ein Bühnenprogramm zum Thema Heimat. Damit tritt sie dort auf, wo sie eingeladen wird, verlangt keine Gage, sondern nur ein Bett mit Frühstück. Nach einer langen, teilweise mühsamen Reise, die sie in die entlegensten Ecken von Deutschland führt, hat sie viele spannende Menschen kennen gelernt und stellt fest: „Ich habe erkannt, dass wir uns ähnlich sind. Dass wir zusammengehören, auch wenn wir noch so verschieden ticken.“ Das unterhaltsame Buch eignet sich gut als Urlaubslektüre, aber auch wenn der Urlaub noch in weiter Ferne liegt.

     

    „Mist, die versteht mich ja!“ ist die Autobiografie von Florence Brokowski-Shekete, der ersten Schwarzen Schulamtsdirektorin in Deutschland. Gelesen habe ich es noch nicht, daher berichte ich ein anderes Mal davon.

    Ich wünsche euch eine gute Zeit und hoffe sehr, dass ihr in den nächsten Tagen Gelegenheiten findet, es euch mit einem interessanten Buch gemütlich zu machen!

  • Empfehlung

    Lustig und tief – zwei Watchtipps

    Komisches und Tragisches liegen doch oft nah beieinander, oder? Hier zwei interessante Sendungen, über die ich in letzter Zeit gestolpert bin:

    Talksendung mit Tiefgang

    Was? Torsten Sträter besucht Kurt Krömer in seiner Sendung beim rbb.

    Deswegen lohnt es sich: Erst schleppt sich das Gespräch ein bisschen. Krömer macht ein paar müde Witze, Sträter guckt irgendwann etwas desorientiert und sagt: „Es ist spät, ich bin nicht richtig auf Ironie gemünzt heute“. Doch dann schafft Krömer die Überleitung zu seinem eigentlichen Thema: Depressionen. Er erzählt zum ersten Mal öffentlich, dass er letztes Jahr unter schweren Depressionen gelitten hat und im Herbst deswegen acht Wochen in einer Tagesklinik war. Ab diesem Punkt ist Torsten Sträter hellwach. Es entwickelt sich ein tiefes, einfühlsames Gespräch unter zwei Künstlern, die beide unter Depressionen leiden. Das Video hat schon über eine Million Klicks und die Kommentarspalte ist voll mit bewegenden Kommentaren von Menschen, die sich bedanken, weil dieses Thema endlich mal angesprochen wird. Hier könnt ihr die ganze Sendung nachschauen, spannend wird es ungefähr ab Minute neun:


    Comedy mit Message

    Was? Die Comedy-Serie “Almania” mit Phil Laude in der ARD-Mediathek

    Deswegen lohnt es sich: Comedian und Youtube-Star Phil Laude wird als Frank Stimpel, einen regelbesessenen Lehrer einer Kleinstadt an eine Gemeinschaftsschule mit 90 Prozent Migrationsanteil geschickt. In die muss er sich nun integrieren :-). Ich habe viel gelacht, viel wieder erkannt und würde mich über eine Fortsetzung freuen. Es wurden erst nur zwei Folgen ausgestrahlt, um zu schauen, wie die Serie ankommt. Also schaut sie euch an!

    Hier ist der Link zur Mediathek. Wer an der Entstehungsgeschichte interessiert ist, sollte sich auf jeden Fall die Folge des Podcasts „Deep und Dumm“ anschauen, in dem Phil Laude unter anderem erzählt, warum sie fast aus einem Hotel rausgeflogen wären.

  • Empfehlung

    Songs gegen den Corona-Blues

    Die letzten Wochen im Teil-Lockdown fühlten sich für mich irgendwie unwirklich an. Mein Radius ist gerade stark beschränkt, ich habe weniger Kontakte und somit auch viel weniger Input und Inspiration als sonst. Es ist ein bisschen wie in einem seeehr langen Tunnel. Das Leben läuft zwar weiter, aber es gibt keine richtige Perspektive. Nur graue Wände rechts und links neben einem. Ab und zu gibt es dann ein paar Lichtblicke, wie letzte Woche, als es so warm war und wir in der Sonne draußen picknicken konnten. Oder der Moment, in dem ich erfuhr, dass die Friseure wieder öffnen 🙂
    Es dauert wohl noch ein bisschen, bis sich die Sonne wieder richtig heraustraut. Bis dahin habe ich zwei Songs für euch, um die Laune wieder ein bisschen anzukurbeln. Viel Spaß beim Hören!

    Für alle, die sich auch nach einem Licht ganz am Ende des Tunnels sehnen

    Was? Der passende Song dazu aus dem Musical Starlight Express aus meiner Heimatstadt Bochum. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit 18 Jahren in der Vorstellung saß und Gänsehaut bei diesem Lied bekam.
    Lieblingszitat: „Ist man im Tunnel drin, dann sieht man es nicht, jedoch am Ende des Tunnels scheint ein Licht!“ *

    * Die sprachliche Grazie und Stilsicherheit bei der deutschen Übersetzung, wie zum Beispiel: „Es entdeckte James Watt, den Dampf im Pott. Der Schotte war ganz platt, dass Dampf Kraft hat, denn in der Tat bringt Dampf in Fahrt, mit Dampf kann man sehr viel bewegen…“, gehört zum Gesamterlebnis mit dazu 😉

    Für Optimist*innen und alle, die es werden wollen

    Was? Das Lied „Wann strahlst du?” von Jacques Palminger und Erobique.
    Lieblingszitat: „Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen“