Weihnachtsleuchten
Heute ist der erste Weihnachtsfeiertag und ich habe einen ganzen Nachmittag für mich. Auf dem Weg ins nächste Café entdeckte ich eben im Halbdunkeln dieses knallgelbe Plakat, das sich deutlich vom Grau der Straße abhob. Ich freute mich gerade drüber, dass ich in Berlin wohne und tatsächlich am Tag nach Heiligabend mehrere offene Cafés mit trinkbaren Kaffee finde.
Dass verdanke ich nicht nur der Größe der Stadt, sondern auch der gefühlt sehr hohen Atheisten-Rate hier. Kaum einer interessiert sich in Berlin für Weihnachten, zumindest nicht für die Geburt Jesu. So kann ich mir heute eine Auszeit im Café gönnen. Den Nachteil einer großen, hektischen und atheistischen Stadt spüre ich aber auch immer wieder: Es gibt wenig Raum für Stille, wenig Raum für Spiritualität, egal welcher Art, und oft auch wenig Raum für Menschlichkeit. Es ist doch sehr anonym hier. Als ich damals nach Berlin zog, fielen mir sofort zwei Sachen auf: Die Menschen waren viel bunter und vielfältiger, als ich es aus dem Ruhrgebiet so kannte. Gleichzeitig guckten sie oft sehr grimmig und verbissen.
Heute bemerke ich das nicht mehr, ich habe mich an beides gewöhnt. Manchmal wundere ich mich aber über die Eintönigkeit und Freundlichkeit in anderen Städten 😉 Und freue mich umso mehr, wenn ich durch freundliche gelbe Plakate zum Nachdenken angeregt werde. Mitten im Alltag, unter einer dreckigen Eisenbahnbrücke. Gerne auch an Weihnachten.