Journalismus

Weiterbildungen für Quereinsteiger im Journalismus

Lange habe ich recherchiert und Freunde und Bekannte gefragt: Ich suchte nach einer Weiterbildung oder Ausbildung für QuereinsteigerInnen im Journalismus, die folgenden Kriterien entsprach:

  • sie ist berufsbegleitend (da ich arbeite und zwei kleine Kinder habe)
  • kostet unter 5.000€ (12.000 oder 20.000 €, wie bei manchen Instituten gefordert, hatte ich gerade nicht zur Hand…)
  • ist am besten vor Ort in Berlin oder online
  • und qualitativ hochwertig (mit guten DozentInnen aus der Praxis etc.)

Die Suche erwies sich als schwierig. Die Bildungsreferentin des Deutschen Journalisten-Verbands schrieb mir auf meine Anfrage hin: „…leider habe ich da nichts im Kopf, zumal wir in der Regel über die genauen Kosten nicht informiert sind. (…) Ich kann nur sagen, dass wir von einem Onlinestudium im Bereich Journalismus abraten, da wir den Erfolg skeptisch sehen.“

Für mich als Quereinsteigerin ist das ziemlich blöde: Ich möchte mich weiterbilden, kann aber nicht zwei Jahre für eine Präsenz-Lösung, wie eine Journalistenschule oder ein Volontariat, aussteigen. So etwas macht man normalerweise in den Zwanzigern, wenn man problemlos von 1.000€ brutto monatlich leben kann und keine Kinder hat. Selbst wenn wir es uns finanziell leisten könnten, wäre es zeittechnisch nicht möglich, da ich momentan nur halbtags arbeite. Meine Jüngste ist 10 Monate alt und hat noch keinen Kitaplatz. Darüber hinaus möchte ich im Job ganz gerne zweigleisig fahren: Zum einen möchte ich weiter soziale Projekte managen, zum anderen aber auch in den Journalismus einsteigen. Warum? Weil es mir Spaß macht. Und weil ich glaube, dass der Journalismus mehr Leute aus der Praxis braucht. Ich möchte nicht nur über Menschen schreiben, sondern auch mit ihnen arbeiten. So lerne ich sie aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Auch so könnte der Journalismus vielfältiger werden. Sonst wird er elitär und besteht irgendwann nur noch aus weißen Akademikern, die es sich leisten konnten.

Die Reporterfabrik von Correctiv
Ich hatte mich gerade auf eine Mischung aus kostengünstigen Online-Modulen und teuren Präsenz-Seminaren festgelegt, da machte mich jemand auf die Reporterfabrik aufmerksam. Seit ein paar Tagen bin ich dort nun eingeschrieben. Es ist ein Online-Lehrgang in Modulen. Viele davon sind kostenlos, einige kosten 15, andere 25 Euro – mit anderen Worten: absolut bezahlbar. Im Gegensatz zu anderen Online-Angeboten handelt es sich aber nicht um reine Scripte zum Durchlesen, sondern um eine Mischung aus Lehrvideos und Texten, die das Gesagte noch mal zusammen fassen, kombiniert mit Multiple-Choice-Fragen und Aufgaben. Ein ganz guter Ansatz für einen Online-Kurs, wie ich finde. Vor allem, weil die DozentInnen hochkarätig sind, das heißt Sascha Lobo spricht zum Thema Internet, Giovanni di Lorenzo zum Thema Chefredaktion und Franziska Bluhm über das Bloggen. Schöner wäre es noch, wenn jemand im Anschluss meine erledigten Aufgaben besprechen würde, aber dann wären wir ja nicht mehr bei 25€ pro Modul. Als Anfangslösung für mich finde ich das super. Dann kann ich immer noch ein paar Präsenz- Seminare zum Thema Portrait oder Kolumne schreiben besuchen und 400€ pro Wochenende bezahlen. Die Präsenz-Seminare sind natürlich weiterhin unschlagbar, wenn es darum geht, sich mit anderen JournalistInnen zu vernetzen. Aber wer weiß, was die Reporterfabrik da in Zukunft noch alles geplant hat. Definitiv ist sie ein guter Ansatz, um einen niedrigschwelligen Einstieg in den Journalismus zu ermöglichen – auch für Menschen ohne Akademiker-Background und bürgerliche Herkunftsfamilie.

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